Die häufigste Verletzung in der Praxis ist der vordere Kreuzbandriss. Dieser kann entweder operativ oder konservativ versorgt werden. Dies hängt von vielen Faktoren ab (Stabilität des Knies, Begleitverletzungen, etc.), jedoch nur teilweise vom Alter und der sportlichen Belastung. Die Entscheidung ob operiert wird oder nicht sollte individuell mit dem behandelnden Arzt und dem behandelnden Physiotherapeuten besprochen werden, um sich selbst ein Bild von den Vor- und Nachteilen machen zu können um dann die beste persönliche Lösung zu finden.
Bei konservativer Versorgung wird in der Physiotherapie zunächst mittels Lymphdrainage und manueller Therapie ein möglichst schmerz- und reizfreies Gelenk angestrebt. Es kann sofort schmerzabhängig das Trainieren begonnen werden. Die Intensität wird individuell an die Situation angepasst gesteigert bis eine volle Alltags- und Sportbelastung wieder gegeben ist.
Nach einer Operation muss vor allem die Einheilungszeit des neuen Bandes berücksichtigt werden. Je nach Operateur
und Begleitverletzungen muss man für einige Wochen eine bewegungslimitierende Schiene tragen oder Krücken verwenden. Auch hier wird anfangs ein schmerz- und reizfreies Gelenk angestrebt. Für die erlaubte Belastung nach Opertaionen gibt es genaue Vorgaben um
eine optimale Heilung zu garantieren. So darf man die ersten 3 Monate z.B. nicht laufen. Allerdings kann man in der Zeit davor schon intensiv mit einem Koordinations- und
Muskelaufbautraining beginnen. Auch hier wird ab dem dritten Monat das Training bis hin zu Schnell- und Reaktivkraftübungen (Sprünge etc.) individuell
gesteigert.
Ein Innenbandriss oder -teilriss kann im Zuge einer Kreuzbandrupur oder isoliert auftreten. Ein isolierter Innenbandriss wird im Normalfall nicht
operiert. Es wird meist ledigliche eine Schiene mit einer gewissen Bewegungslimitierung für 2-6 Wochen verschrieben.
In der Physiotherapie kann im erlaubten Bewegungsausmaß schon mit Schiene mit lockerem Training begonnen werden. Außerdem wird mittels manueller Therapie und Weichteiltechniken versucht einer Vernarbung (und damit Bewegungseinschränkung) des Innenbandes entgegenzuwirken.
Zu einem Außenbandriss kommt es eher selten. Bei einer kompletten Ruptur muss meistens operiert werden.
Die erste Phase der Therapie richtet sich wieder stark nach den Belastungsvorgaben des Chirurgen. Das weitere Vorgehen entspricht weitestgehend der Therapie bei Kreuzbandriss, nur dass man die Belastung meist schneller steigern kann.
Der vordere Knieschmerz tritt sehr häufig beim bergabgehen auf. Viele Leute haben die Beschwerden in leichterem Ausmaß schon seit Jahren, kommen
aber erst zur Therapie wenn es ganz akut wird. Dies passiert häufig nach ungewohnt hoher Belastung (lange Wanderung, Steigerung der Laufstrecke, vermehrtes Gehen, etc.).
Tatsächlich ist der Schmerz nur eine relative Überlastung der Patellasehne (Verlängerung des Oberschenkelmuskels unter der Kniescheibe). Der Muskel ist im
Verhältnis zur Belastung zu schwach.
In der Therapie wird vor allem ein intensives Krafttraining angestrebt. Bei hartnäckigen Beschwerden kann mittels Friktionen die Sehne selbst behandelt werden. Sobald man gezielt etwas dagegen tut, sind die Beschwerden relativ schnell in den Griff zu bekommen.
Eine zweite Variante ist der vordere Knieschmerz bei Kindern oder Jugendlichen. Hier ist eine genauere Abklärung auf Grund der Wachstumsfugen notwendig. Grundlegend ist die Physiotherapie ähnlich, nur der zeitliche Ablauf und die Steigerung der Intensität sind etwas langsamer.
Die Arthrose (Knorpelabnutzung) im Kniegelenk ist grundlegend eine komplett normale Entwicklung im Laufe der Zeit (vergleichbar mit grauen Haaren oder Haarausfall), die nicht unbedingt schmerzhaft sein muss. Das heißt dass allein die Diagnose noch nicht bedeuten muss, dass es Probleme gibt.
In sehr vielen Fällen kann man auch eine beginnend schmerzhafte Arthrose über ein gezieltes Muskelaufbautraining soweit in den Griff bekommen dass man sich die Knieprothese sparen kann. Zusätzlich zu einem individuellen Koordinations- und Krafttraining können in der Physiotherapie mittels manuellen Techniken Schmerzen reduziert und die Beweglichkeit (falls Einschränkungen bestehen) verbessert werden.
Bei stark ausgeprägter Arthrose (oft durch häufige Verletzungen oder operationen in jüngeren Jahren) kann es leider auch vorkommen dass man mit
Physiotherapie und Training an die Grenzen stößt. Wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind und die Lebensqualität durch Schmerzen und Bewegungsverlust
eingeschränkt wird ist eine Knieprothese unumgänglich. Je nach Größe des defekts kann der Chirurg gemeinsam mit Ihnen entscheiden ob eine
Totalendoprothese (komplettes Gelenk) oder nur eine Teil-, bzw. Schlittenprothese implantiert wird.
Hier richtet sich die Physiotherapie wie nach jeder Operation wieder stark nach den Belastungsvorgaben des Chirurgen. Die Dauer der Entlastung mit Krücken hängt von der gewählten Operationsmethode ab. In den ersten Wochen nach der Operation wird vor allem mittels Lymphdrainage, manueller Therapie und Weichteiltechniken ein möglichst schmerz- und reizfreies Gelenk angestrebt. Oft kann schon mit lockerem Training verschiedener Muskelgruppen begonnen werden. Sobald die Vollbelastung erlaubt ist wird an einem sauberen Gangbild und einem gezielten Muskelaufbau gearbeitet. Da die Schmerzen vor der Operation oft schon lange bestanden haben und die Muskulatur dementsprechend meist schon schwächer ist, muss man sich bewusst sein, dass man nicht gleich 2 Monate nach der OP wieder topfit ist, sondern dass sich der Aufbau oft (je nach vorherigem Zustand) über ein Jahr ziehen kann (das heißt nicht dass man so lange in Therapie gehen muss, solange man selbstständig übt :-).
Ein Meniskusriss kann entweder akut durch ein Trauma entstehen, oder über längere Zeit durch Fehlbelastung. Es wird immer häufiger
diskutiert ob eine Operation notwendig ist oder nicht. Erfahrungsgemäß hat man bei einem Großteil der Meniskusrisse eine gute Chance mit konservativer Therapie.
Sollte der Meniskus allerdings durch eine ungünstige Loaklisation des Risses öfter "umschlagen" und so Blockierungen verursachen ist eine Operation meist
unumgänglich. Die Entscheidung mit allen Vor- und Nachteilen muss auf jeden Fall gemeinsam mit dem Arzt besprochen werden.
In der rein konservativen Therapie ohne Operation orientiert sich der Therapieverlauf anfangs stark an Schmerz und Schwellung. Durch Lymphdrainagen und manuelle Mobilisation wird eine Schmerzlinderung und die volle Beweglichkeit angestrebt. In weiterer Folge wird durch gezieltes Krafttraining die volle Belastbarkeit für Alltag und Sport wiederhergestellt.
Nach Operationen verläuft die Therapie ähnlich, allerdings kann es sein dass bei gewissen Operationsmethoden (v.a. bei Meniskusnaht, weniger bei einer Meniskusresektion) gewisse Entlastungszeiten beachtet werden müssen.